Durchgeknallte Politiker nach Flugzeugabsturz in Berlin

Also, sind wir noch zu retten? Am 22.07.2005, so gegen 20:29 Uhr stürzt ein (vermutlich) Leichtflugzeug auf die Wiese des deutschen Reichtags. Und schon plappern unsere Politiker was von Terrorabwehr und zeigen ihren vollen Unverstand von diesen Dingen. Sie wären gut beraten, wenn sie sich Sie sich erstmal von Leuten, die was von der Materie verstehen, Informationen holen würden, damit sie sich nicht in der Öffentlichkeit blamieren. Aber das setzt natürlich eine gewisse Klugheit voraus.
Besonders peinlich ist, dass ausgerechnet die beiden Innenminister von Brandenburg und von Bayern einen besonders von Unwissenheit geprägten Kommentar vor der Presse abgaben. Dabei sollten gerade die es besser wissen. So was kann man doch nicht wirklich wählen, oder? Gut, kommen wir zu den Einzelheiten.

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Die Absturzstelle vor dem Reichstag. Der Rasen ist nur leicht versengt, kein Krater oder so …

Bild: Aus der 20:00 Uhr Tagesschau vom 23.07.2005 Position: 00:06:54, © tagesschau.de

So schrieb die Morgenpost in Ihrer Onlineausgabe folgendes:
Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) ruft nach einem verstärkten Einsatz der Bundeswehr. „Geprüft werden muß der Einsatz von Luftabwehrraketen und Kampfhubschraubern. Wir müssen die Fähigkeit haben, mit jedem Flugobjekt fertig zu werden“, sagte Beckstein dieser Zeitung. Die Bundeswehr müsse in die Lage versetzt werden, Flugverbote vollständig überwachen zu können. Dafür seien technische Verbesserungen erforderlich, da die herkömmliche Radartechnik erst ab 300 Metern Flughöhe greife.

Also, betrachten wir doch erstmal, was da eigentlich passiert ist. Ein Mann hat sich mit seinem Leichtflugzeug – einige Berichte sprechen sogar von einem Ultraleicht-Flugzeug – auf die Wiese vor dem Reichstag gestürzt. Vermutlich ist dieser Absturz absichtlich herbeigeführt worden. Sehen wir und dazu die 20:00 Uhr Nachrichten „tagesschau“ vom 23.07.2005 an. Dort wird die Absturzstelle vor dem Reichstag nach dem Absturz gezeigt (00:06:54).
Eigentlich sollten wir einen Krater oder eine starke Zerstörung erwarten, diese ist aber nicht zu sehen. Warum ist sie nicht zu sehen? Die Antwort ist einfach. Das Flugzeug ist so leicht, dass es trotz der relativ hohen Geschwindigkeit nur eine vergleichsweise geringe kinetische Energie hat. Sie sehen, ein kleines Flugzeug eignet sich nur schlecht als Terrorwaffe. Ganz anders ein Auto. Sehen Sie sich in der gleichen Sendung bitte etwas weiter vorher Bilder vom Autobombenattentat in Scharm el Scheich an.

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… ganz anders hingegen die Autobombe in Scharm el Scheich. Eine unglaubliche Zerstörungskraft

Bild: Aus der 20:00 Uhr Tagesschau vom 23.07.2005 Position: 00:00:44, © tagesschau.de

Okay, in dem Flugzeug war kein Sprengstoff. Was könnte man denn do an Sprengstoff in ein Leichtflugzeug laden? Nehmen wir zum Beispiel eine 4-Sitzige Beech Bonanza F33. Diese hat eine Zuladung von 439 kg. Davon gehen bis zu 201 kg für Traibstoff weg. Dann wiegt der Pilot noch ca. 80 kg, bleiben 158 kg übrig um Sprengstoff mitzunehmen. In Autobomben verwendet man bis zu 800 kg Sprengstoff.

Gut, da wir nun einen schönen Vergleich haben zwischen der Gefahr eines kleinen Flugzeugs und eines PKWs, ist doch die Frage, was will der oben zitierte Günther Beckstein mit der Bundeswehr und den Luftabwehrraketen? Etwa auf Sperrholzflugzeuge schießen?!? Wie groß wäre denn der Krater, wenn nicht das Flugzeug eingeschlagen hätte, sondern eine Luft-Luft-Abwehrrakete der Bundeswehr, welche ihr Ziel verfehlt hätte? Oder wie groß wäre der Schaden von 27 mm Geschossen, die überall in der Umgebung einschlagen, weil sie durch das Sperrholz oder das Aluminium fast ungebremst hindurchgehen? Entschuldigung, ist der Herr Beckstein noch ganz bei Trost?

Gut, kommen wir zu dem Kommentar von Jörg Schönbohm, CDU, heute in den 20:00 Uhr Nachrichten „tagesschau“ (00:07:41):
„Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass der Luftraum über dem Reichstag, über dem Bundeskanzleramt nicht grundsätzlich gesperrt ist für Leichtflugzeuge. Offensichtlich, so ist mir auch berichtet worden, kommt es häufiger vor, und ich denke vor dem Hintergrund der allgemeinen Terrorgefahr muss dieses unterbunden werden.“

Lieber Herr Schönbohm, das ist klar, dass Sie es nicht verstehen. Auch sie sollten sich in Zukunft vorher über die Sachzusammenhänge informieren um solch ein peinlichen Auftritt, wie hier in der Tagesschau geschehen, in Zukunft zu vermeiden. Hätten Sie sich mal mit dieser Problematik nur ein wenig Vertraut gemacht, wüssten Sie, dass erstens ein Verbot keinen Attentäter abhält, und zweitens ein kleines Flugzeug nicht als Waffe taugt. Darum wurden bisher auch nur seltenst Flugzeuge für Terroranschläge verwendet. Oder kennen Sie außer dem 11. September einen weiteren Fall, wo Flugzeuge zum Einsatz kamen?

Lieber Leser, Sie sehen, wie hier wieder dummer Aktionismus geplant wird, um Sie, lieber Leser, hinters Licht zu führen. Sie sollen sich in Sicherheit wiegen, die es gar nicht gibt.
Der Bürger wird für dumm verkauft.
Dieser sinnfreie Aktionismus hat schon erhebliche Verschlechterungen hervorgebracht:

• Luftsicherheitsgesetz: Schon bei Terrorverdacht dar jetzt ein Flugzeug abgeschossen werden. Stellen Sie sich bitte vor, Sie kommen aus Spanien vom Urlaub und in Deutschland fällt die komplette Bordelektrik aus. Und das ist durchaus nichts ungewöhnliches. Sie werden jetzt abgeschossen, weil ein Terrorverdacht besteht. Das gaube Sie nicht? Dann lesen Sie mal bitte diesen Artikel vom 17. Mai diesen Jahres. Und nun frage ich Sie: Was bringt das Luftsicherheitsgesetz an Schutz? Nichts, gar nichts. Es ist nur Volksverdummung.

• Telekommunikations Überwachungsverordnung (TKÜV): Mail-Provider wurden dazu gezwungen teure Mitlesevorrichtungen zu installieren, damit der eMail-Verkehr unbemerkt vom Provider mitgelesen werden kann. Ich frage Sie, warum soll es der Provider nicht merken? Was ist mit dem Brief- und Fernmeldegeheimnis? Und – vor allem – was bringt es im Schutz vor Terrorismus? Die Terroristen haben schon immer ihre Informationen verschlüsselt übertragen. Sie verwenden z.B. einfach verabredete Signalwörter. Was bringt es da, wenn der Geheimdienst (oder wer auch immer) unsere Mails mitliesst? Nicht, rein gar nichts. Merken Sie wie wir für dumm verkauft werden?

• Gesperrte Lufträume: Sie kosten viel Geld und bringen absolut nichts. Oder denken Sie, dass ein Selbstmordattentäter sich durch ein Verbot abbringen lässt? Wohl nicht. Aber darüber habe ich bereits im letzten Jahr einen ausführlichen Artikel geschrieben.

• Zuverlässigkeitsprüfung von Piloten: Vor einigen Tagen habe ich von der Behörde eine Aufforderung bekommen, dass ich beantragen soll, dass die Behörde mich auf Zuverlässigkeit überprüfen soll. Sie meinen, ich habe da was vertauscht? Nein, tatsächlich will die Behörde etwas von mir, und ich soll es beantragen. Mal abgesehen davon, dass es schlicht rechtswidrig ist und nicht weniger unsinnig, Wäre damit der Zwischenfall von Frankfurt – Sie wissen schon, das mit dem gestohlenen Motorsegler – vermieden worden? Oder der 11. September? Oder der Absturz gestern? Oder die Anschläge von Madrid oder London? Nein kein einziger Anschlag wäre verhindert worden. Der Motorsegler-Dieb hatte nicht mal einen Flugschein, wäre also auch nicht geprüft worden. Andere Piloten können auch ihren Flugschein im benachbarten Ausland machen, wo sie sich keiner Zuverlässigkeitsüberprüfung unterziehen müssen. Die Todespiloten vom 11. September hätten die Ausbildung irgendwo in der Welt machen können. Sie benötigten keinen Pilotenschein. Also, auch hier wieder völlig sinnfreier Aktionismus.

Merken Sie, wie es mit Deutschland zügig den Berg runter geht? Viele der neuen Gesetze verstossen gegen das Grundgesetz. Aber das ist ja in Deutschland nicht mehr gültig. Das Grundgesetz ist durch Streichung des Artikels 23 (Geltungsbereich) am 17.07.1990 aufgehoben worden. Diese Aufhebung wurde am 28.09.1990 im Bundesgesetzblatt bekanntgegeben. Also, verklagen Sie mal die Bundesrepublik Deutschland…

Wenn mir eine Farbe dazu einfallen sollte, würde ich zuerst an Braun denken. Aber Rot und Grün ergibt natürlich braun. Probieren Sie es ruhig mit dem Tuschkasten Ihrer Kinder aus.
Winking

Gerhard A. E. Uhlhorn


Text: © Gerhard A. E. Uhlhorn, Olenland 96, 22415 Hamburg, Germany
Bilder: © tagesschau.de